Sachs durchfieberte als, wie es damals hieß, „Playboy“ die sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, warf über Brigitte Bardots Villa vom Hubschrauber aus 1000 rote Rosen ab, kurvte mit seinem Riva-Boot vor Saint Tropezs Strandpromenade herum und ließ das wilde Leben der damaligen Jeuneusse dorée an sich vorbeiziehen.
Aber ein Blick auf seine Bilder und sein Schaffen zeigt, dass Gunter Sachs charakterlich überhaupt kein ausgelassener Lebemann war, sondern fast schon ein deutscher Pedant – ordnungsliebend, akkurat, leistungsorientiert. Experte Otto Letze: „Je mehr man sich in die Tiefen seines Werks eingräbt, desto faszinierender ist diese Person. Als Perfektionist, als Mäzen, als Sammler, als Querdenker zwischen seiner Sammlung und seines eigenen Schaffens. Eine faszinierende Persönlichkeit, ein Experimentierer erster Güte, der Revolutionäres schafft.“
Im filmischen versuchte Sachs sich früh am Zeitraffer und an der Super-Zeitlupe, spielte mit der Digitaltechnik, probierte aus, oft mit fulminanten Ergebnissen.
Sein erster Kunstfilm war Le petit port, der einen kleinen Hafen in Lausanne zum Thema hatte. Auf der Suche nach einem geeigneten Musiker empfahl ihm seine damalige Cutterin Peter Thomas. Die Zusammenarbeit war für Sachs „hervorragend. Er ist ein quirliger Bursche und ein ganz toller Musiker. Er hat auf die Sekunde komponiert und die Aufnahmen waren immer gut. Mit ihm gab es nie Differenzen. Ganz im Gegenteil, er konnte sehr schnell umschalten“. In kurzer Folge entstanden weitere Filme, darunter auch Les giraffes de St. Tropez. Hier recken die beiden ganz und gar nicht tierischen Hauptdarsteller ihre Hälse in einer 15-minütigen filmischen Liebeserklärung von Gunter Sachs und Peter Thomas an ihre damalige südfranzösische Wahlheimat und den dortigen Lebensstil aus „sehen und gesehen werden“ zwischen Parties und Posen.
Die Zusammenarbeit erfuhr mit dem Ski-Film „Happening in White“ einen Höhepunkt und machte schon 1969 Furore, viele Jahre, bevor Willi Bogner mit „Fire and Ice“ (1986) eine ähnliche Idee hatte. Im halsbrecherischen Tempo lässt Sachs den schweizerischen Glacier Express zum Auftakt durch die Tunnel rasen, lässt kühne Skifahrer in den Himmel steigen, wo sie mit Kampfjets um Eleganz und Stärke wetteifern. Bei dieser Dokumentation war der Regisseur vom Komponisten „besonders beeindruckt. In diesem Film habe ich mit Superzeitlupen gearbeitet und ihm ist die Vertonung mit Bravour gelungen. Er ist schon ein toller Hecht. Bei den Aufnahmen war er immer hunderprozentig. Er sagte: Wir schlagen jetzt los wie der Teufel!, und dann passte alles gleich beim ersten Mal. Er ist ein absoluter Vollprofi.“ Peter Thomas schrieb letztendlich für fünf Kurzfilme die Musik, die vor allem in München aufgenommen wurden. Zwischen beiden entwickelte sich darüber hinaus eine freundschaftliche Beziehung – auch zwischen Cordy und Mirja entstand eine llangjährige und sehr liebevolle Freundschaft. Für Peter Thomas war Gunter Sachs, „der, der das Urbild einer SOCIETY darstellt, einer Form des Lebens, die man heute suchen muss, wie ALADIN mit der Wunderlampe…“