Peter Thomas hatte 1960 seinen ersten Bundesfilmpreis (Flucht nach Berlin) erhalten und hatte sich in der Branche einen Namen gemacht. Mit den Erfolgen gingen auch private Veränderungen (Geburt seines Sohnes Philip) einher. Er einnert sich: „Die Musik habe ich gemacht, aber das Leben hat immer mein Cordylein bestimmt. Sie hat gesagt: Jetzt hast du hier alles, jetzt kennst du hier alle. Du sagst zu allen du und alle sagen du zu dir. Wir müssen woanders hin, wo man wieder Sie sagt.“ Im August 1961, dem Monat des Mauerbaus, siedelte Familie Thomas nach Grünwald bei München. Die bayrische Hauptstadt war zu einer kulturell bedeutenden Metropole und Filmstandort geworden.
Cordy zum Ortswechsel:
„Zuerst war Peter nicht davon überzeugt. Aber nachdem wir in München waren, wurde er sofort mit Arbeit überschüttet.“
Und Peter Thomas:
„Man entscheidet sich mit 18 Jahren, ob man freiberuflich wird oder ob man angestellt sein will. Man weiss: wenn am ersten des Monats das Geld nicht da ist, dann muss man ganz schön strampeln. Aber dieses Strampeln macht auch frei und zwingt einen, dass man auch Ideen haben muss. Dann kann man auch besser überzeugen. Wenn ich saturiert bin, überzeuge ich keinen mehr.“
1962 kam Sohn Dominik zur Welt.
So eine Sensation gab es in Kitzbühel noch nie! An allen Ecken wurde getuschelt, Zarah Leander ist da!
Peter & Cordy Thomas gaben ihr zu Ehren ein rauschendes Fest. Die High Society kam von nah und fern.
Cordy:
Ich hatte zur Begrüssung, für Zarah einen Champagnerempfang bereitet.
Zarah entsetzt:
„Was Champagner? NEIN! Gib mir sofort einen Wodka und zwar einen vierstöckigen!!“
Danach gab Zarah energisch die Anordnung, wie sie empfangen werden wollte.
Zarah zu Cordy:
Ich nehme hier diesen grünen Sessel, der passt gut zu meinen roten Haaren.
Da sie den Alkohol in keinster Weise verachtete, nannte sie mich statt Cordy schlicht Brandy. Und du, Brandy, stellst mir alle Gäste vor, das heisst: lässt sie an mir vorbei defilieren.
Gesagt, getan. Der Erste war ihr glühender Verehrer, Arndt Krupp von Bohlen und Halbach.
Zarah fand für jeden ein nettes Wort. Als ich ihr aber den gutaussehenden französischen Botschafter vorstellte, sagte Zarah strahlend:
‘‘Diesem schönen Mann sage bitte, er habe eine sehr vielversprechende Nase.‘‘
Mir verschlugs die Sprache, und ich sagte: Liebe Zarah, die Schweinereien musst du ihm schon selber sagen.
Zu später Stunde, nachdem Zarah unzählige Male den Refrain ihres aktuellen Erfolgsmusicals «WODKA FÜR DIE KÖNIGIN» gesungen hatte, wurde sie schlagartig müde und liess sich von ihrem Mann, Arne, ins Schlafzimmer führen.
Sie hinterliess sehr enttäuschte Gäste, bis Arne, den grandiosen Vorschlag machte: Wollt ihr meine Zarah mal schlafend sehen?
Das fanden die Gäste super! Im Gänsemarsch marschierte die illustre Gesellschaft in die erste Etage.
O wei, da lag sie nun, im Spitzennachthemd, aber ohne ihre rote Perücke, die Zarah. Unterbrochen wurde die paradiesische Stille nur, durch das regelmässige, durch Mark und Bein dringende Schnarchen von Zarah. Den begeisterten Fans blieb die Spucke weg und der hochsensible Krupp-Erbe, Arndt, wandte sich beim Anblick seiner Angebeteten ab.
Ein anderer weiblicher Fan stiess ihren Mann und sagte im bayerischen Dialekt: Siehst du Seppi, auch so ein Weltstar schnarcht, nicht nur ich!
Am nächsten Tag fing die Kirche eine Stunde später an. Es gab nur ein Thema: ZARAH schnarchend und ohne Perücke im Bett!
Sachs durchfieberte als, wie es damals hieß, „Playboy“ die sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, warf über Brigitte Bardots Villa vom Hubschrauber aus 1000 rote Rosen ab, kurvte mit seinem Riva-Boot vor Saint Tropezs Strandpromenade herum und ließ das wilde Leben der damaligen Jeuneusse dorée an sich vorbeiziehen.
Aber ein Blick auf seine Bilder und sein Schaffen zeigt, dass Gunter Sachs charakterlich überhaupt kein ausgelassener Lebemann war, sondern fast schon ein deutscher Pedant – ordnungsliebend, akkurat, leistungsorientiert. Experte Otto Letze: „Je mehr man sich in die Tiefen seines Werks eingräbt, desto faszinierender ist diese Person. Als Perfektionist, als Mäzen, als Sammler, als Querdenker zwischen seiner Sammlung und seines eigenen Schaffens. Eine faszinierende Persönlichkeit, ein Experimentierer erster Güte, der Revolutionäres schafft.“
Im filmischen versuchte Sachs sich früh am Zeitraffer und an der Super-Zeitlupe, spielte mit der Digitaltechnik, probierte aus, oft mit fulminanten Ergebnissen.
Sein erster Kunstfilm war Le petit port, der einen kleinen Hafen in Lausanne zum Thema hatte. Auf der Suche nach einem geeigneten Musiker empfahl ihm seine damalige Cutterin Peter Thomas. Die Zusammenarbeit war für Sachs „hervorragend. Er ist ein quirliger Bursche und ein ganz toller Musiker. Er hat auf die Sekunde komponiert und die Aufnahmen waren immer gut. Mit ihm gab es nie Differenzen. Ganz im Gegenteil, er konnte sehr schnell umschalten“. In kurzer Folge entstanden weitere Filme, darunter auch Les giraffes de St. Tropez. Hier recken die beiden ganz und gar nicht tierischen Hauptdarsteller ihre Hälse in einer 15-minütigen filmischen Liebeserklärung von Gunter Sachs und Peter Thomas an ihre damalige südfranzösische Wahlheimat und den dortigen Lebensstil aus „sehen und gesehen werden“ zwischen Parties und Posen.
Die Zusammenarbeit erfuhr mit dem Ski-Film „Happening in White“ einen Höhepunkt und machte schon 1969 Furore, viele Jahre, bevor Willi Bogner mit „Fire and Ice“ (1986) eine ähnliche Idee hatte. Im halsbrecherischen Tempo lässt Sachs den schweizerischen Glacier Express zum Auftakt durch die Tunnel rasen, lässt kühne Skifahrer in den Himmel steigen, wo sie mit Kampfjets um Eleganz und Stärke wetteifern. Bei dieser Dokumentation war der Regisseur vom Komponisten „besonders beeindruckt. In diesem Film habe ich mit Superzeitlupen gearbeitet und ihm ist die Vertonung mit Bravour gelungen. Er ist schon ein toller Hecht. Bei den Aufnahmen war er immer hunderprozentig. Er sagte: Wir schlagen jetzt los wie der Teufel!, und dann passte alles gleich beim ersten Mal. Er ist ein absoluter Vollprofi.“ Peter Thomas schrieb letztendlich für fünf Kurzfilme die Musik, die vor allem in München aufgenommen wurden. Zwischen beiden entwickelte sich darüber hinaus eine freundschaftliche Beziehung – auch zwischen Cordy und Mirja entstand eine llangjährige und sehr liebevolle Freundschaft. Für Peter Thomas war Gunter Sachs, „der, der das Urbild einer SOCIETY darstellt, einer Form des Lebens, die man heute suchen muss, wie ALADIN mit der Wunderlampe…“
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